"Klack"
die tür schloß
sich.
eine falsche handbewegung,
ein kurzer moment der unachtsamkeit und schon ....
er sitzt in der
falle. es gibt kein zurück mehr. trotzdem wird er weitermachen. auch
wenn er seine letzte chance gerade vertan hatte.
dies erinnert ihn
an die sache mit flo. "damals". man kannte ihn mit blutigen kopfverbänden.
"damals" denkt er, "damals kam’s mir zum ersten mal". er hatte flo direkt
in die augen gesehen, als das blut alles verwischte. entsetzten hatte ihn
gepackt, ekel, aber er konnte seinen blick nicht abwenden. irgend etwas
faszinierte ihn an dem spritzenden blut.
und nun ist es wieder
soweit.
er wird die uhr
wie verabredet auf 531 uhr stellen und warten. er wird warten.
er hat den befehl. auch wenn ihm der ausweg genommen ist. der auftrag muß
ausgeführt werden. er schaut auf die uhr: 216 uhr. er wird
warten.
warten.
5 schalter - 5 lange menschenschlangen
schalter nr. 2:
beamter: weißer,
schnurrbart, grüne uniform, rote kappe, von weitem gut sichtbarer
gelber orden mit aufgedruckter 500, weißer block, blauer stift.
beamter: "nächster,
bitte!"
nächster: schwarzer,
1,80m groß, weißer mantel, schwarzer anzug, schwarzweiße
schuhe, weißes hemd, schwarze fliege.
nächster tritt
an schalter.
beamter: "name?!"
nächster: "knud
knudsen."
beamter: "ohne kri?"
nächster nickt.
beamter: "alter?!"
nächster: "27."
beamter: "schuhgröße
des vaters?!"
nächster: "43."
beamter: "gewicht
der mutter?!"
nächster: "67
kg lebendgewicht."
beamter: "zahl der
nachkriegsgenerationen?!"
nächster: "19."
beamter rechnet
beamter: "okay,
sie dürfen!"
beamter überreicht
berechtigungsschein
nächster: "und
meine frau?"
beamter: "charakteristische
daten?!"
nächster: "25;
40; 98; 22"
beamter rechnet
wieder.
beamter: "nein,
die nicht!"
nächster: "aber
ohne sie geht es nicht!?"
beamter: "nächster,
bitte!"
mann kommt in seine
wohnung.
wohnung: schwarze
wände, schwarzer boden, weiße seltsam kubisch konische möbel.
frau: schwarze,
schwarze kleidung, vor schwarzer wand nicht zu sehen.
frau tritt vor weißen
schrank.
frau: "na, wie war’s?"
mann: "wieder nichts!"
frau: "naja, vielleicht
dürfen wir nächstes jahr endlich ein kind bekommen?"
"Nacht.", so sagte
ihm eine innere stimme. "nacht.", und doch schien es ihm, als habe er eben
ein licht erblickt. ganz schwach. nur ein glimmen. dabei war er sicher,
daß er seine Augen geöffnet hatte. da war es wieder. "es war
also kein traum", dachte er, als er seinen körper langsam erhob. der
schock saß noch tief, während er seinen breiten körper
am fenster aufbaute. mit aufmerksamen blick betrachtete er, wie das licht
immer größer wurde.
sie hatten ihn also
endlich gefunden. endlich. mit erleichterung sank er nieder. fünf
jahre. fünf jahre voller verzweiflung, unruhe und angst. und jetzt
wo der moment so nah war, fühlte er sich seltsam gelöst und frei.
"so frei werde ich wohl mein ganzes leben nicht mehr sein!?", sagte er
sich, als das licht sich seinem haus näherte. plötzlich verlöschte
es. mit großer anstrengung konnte er erkennen, wie ein schatten auf
sein haus zukam.
es klopfte. er schreckte
zusammen. da klopfte es wieder. nun erst regte er sich. er wollte nicht
mehr fliehen. manchmal war es besser sich in sein schicksal zu fügen,
als es selbst bestimmen zu wollen. mit wenigen schritten erreichte er den
lichtschalter. die plötzliche helligkeit blendete ihn einige augenblicke.
wieder klopfte es. zögernden schrittes ging er zur tür und öffnete
sie.
"harald mond?" fragte
der noch fast jugendlich aussehende postbote. "ja!" erwiderte h.m., der
seine enttäuschung kaum verbergen konnte. "ich habe hier ein telegramm
für sie. wenn sie bitte hier quittieren würden", sagte der postbote
und reicht ihm einen kuli. "sind Sie etwa allein?" fragte h.m. ohne den
block zu beachten. "ja! warum?" nein, ich lasse mich nicht betrügen!"
schrie es aus h.m. heraus. noch während er derlei losbrüllte,
hatte er schon zu einem fausthieb ausgeholt und den postboten niedergestreckt.
blind vor wut lief
er aus dem haus. "nehmt mich doch endlich! wo seid ihr denn? schießt
doch wenigstens!" die tränen verwischten seinen blick, so dass er
nicht sah, wie beträchtlich nahe er den klippen war. da hörte
er wie eine große welle gegen die klippen schlug. "na endlich" seufzte
er, bevor er die klippen hinunterstürzte.
ENDE
fortsetzung fürs
kino:
der postbote hatte
sich von dem schlag erholt und alles mit angesehen. verwundert, ob dieses
vorfalls, suchte er aufklärung in dem telegramm zu finden. vorsichtig
öffnete er die versiegelung: <schuldiger gefunden stop du bist
frei stop komme morgen 5 Uhr stop kuß, lena stop>
ENDE
weitere fortsetzung
fürs fernsehen (kleines fernsehspiel):
der postbote wurde
sich nun bewußt, was er getan hatte: er hatte das postgeheimnis verletzt.
und auch wenn es keiner beweisen kann, er könnte nicht mehr ruhigen
gewissens dem postdienst nachgehen. er, der ganze stolz seines vaters,
des oberpostaufsichtsrates günter stolpenbruch. sich dieser schmach
bewußt, trug er die konsequenzen. er setzte sich auf sein rad, nahm
anlauf und fuhr im aufkommenden morgenlicht über die klippen.
ENDE
"Look, what a lousy
couple they made out of me!" sagte er sich. wieder ging er durch die straßen.
regen fiel ihm auf die stirn. er wusch ihn ab, achtete nicht auf die pfützen
durch die er ging. menschen sowie regen strömten ihm entgegen.
"the deeper you
get, the sweeter the pain!"
wie immer hatte
er den laden pünktlich geschlossen und ging richtung ratstraße.
und wie immer verließ er in höhe tellweg die straße und
ging zur u-bahnstation. und wie jeden abend stieg er in die linie 26. doch
diesmal fuhr er in die andere richtung. richtung südtor. dort stieg
er auch aus, ging die rostige alte eisentreppe hoch und sofort fiel sein
blick auf das hell erleuchtete südtor. beim anblick dieses überbleibsels
der ehemaligen stadt, schweiften seine gedanken in die vergangenheit.
"it’s never enough!"
es war acht-uhr-dreißig
als er zu hause ankam. "du kommst spät." sagte seine frau. "ja, ich
weiß!" widersprach er, als er den fernseher einschaltete.
Salben trägt
er immer mit dem mittelfinger der rechten, seiner echten, hand auf. er
ist weit davon entfernt linkshänder zu sein.
aber der bass, der
bass!
der fernseher läuft
tonlos. wären seine taten böse, würde er sie ohne zögern
ausführen. wären seine taten gut würde er sie ohne zögern
ausführen. belanglosigkeit ist das ende jeglicher handlung.
wieder: der bass.
er dringt in sein
gehirn ein, läßt seine augenbrauen zusammenziehen.
der bass ist böse.
das andere fernsehprogramm
ist immer das selbe. 38 jahre voller nachdenken und suchen.
doch der bass ist
stärker.
er geht in die seele
und saugt dich aus. nun liegt sie da vor ihm, voller versunkener illusionen
und verendeter hoffnungen. ihre wünsche laufen aus und benetzen den
fußboden. später muss er sie wohl wieder in die gruft bringen.
den fernseher ausstellen hätte keinen sinn. er würde weiter laufen.
in tausend anderen städten vor tausend anderen leuten. er wird den
sarg wie immer sorgsam verschließen und eine schwarze rose beilegen.
der bass hat wieder gesiegt.
R stand mitten im
licht. man konnte ihn deutlich erkennen. auch seinen schatten. jahrelange
unsicherheit war schließlich zur gewissheit geworden.
er hatte einen schatten!
in der morgendämmerung noch schwach schimmernd, war er jetzt, im tageslicht,
zum realen gegenspieler gewachsen.
20 tage noch. zeit
schien keine rolle zu spielen. er wollte sich nicht geschlagen geben. er
hatte sich zum entscheidenden kampf gestellt. nach monaten der finsternis
hatte er er sich ans licht gewagt, um die finsternis zu besiegen. es war
keine frage von gut und böse. es ging ums pure überleben. er
mußte den schatten blenden. um ihn zu überraschen, täuschte
er eine harmlose handlung, in diesem fall geschirrspülen, vor. dabei
pfiff er zu dem lied aus dem radio. innerlich war er gespannt. da, mit
einem beherzten sprung erreichte er den lichtschalter. nahezu gleichzeitig
begann der strahler zu leben, erfüllte das zimmer mit gleißenden
heißem licht. bestürzt schlug er die hände vors gesicht.
er hatte verloren.
mehr noch, der schatten hatte sich verdoppelt. als sich die spannung gelöst
hatte, ging er wieder seinen täglichen belanglosigkeiten nach. es
dauerte jahre, bis er einen erneuten angriff wagen konnte.
Sirenen heulen. krankenwagen
fahren. irgendwo ist wohl irgend jemand gestorben. irgendwo hat wohl irgend
jemand getötet. irgendwo ist wohl irgendein krieg. geldsuchende asis
pöbeln mich an. ich biete glück. sie gehen nicht darauf ein.
zuhause fernsehen. kriegsszenen wirken lächerlich. schlecht synchronisiert.
politiker wirken ernst. sie wollen wiedergewählt werden. jeder soll
seine fehler machen. ein schneider fliegt durchs fenster. ich töte
ihn. werde ich getötet? was würde das ändern? tausende würden
abends in ihren zimmern sitzen. ähnliche gedanken denken. nichts würde
sich ändern. auch für mich nicht. fernseher redet von weltverschwörung.
friedenssänger verurteilen den krieg. endlich stehen sie im rampenlicht.
das wetter ist wie sonst auch. ist das der krieg? ich werde wohl gleich
duschen. wer geht denn ungewaschen zur arbeit?! die tschechen sind fassungslos.
wenn ich nicht vorher einschlafe, werde ich eishockey sehen. das telefon
klingelt. falsch verbunden. die pferde haben es zuerst bemerkt. ich habe
schon seit jahren keins mehr gesehen. auch die blumen wurden weniger. nationalspieler
propagieren kraft durch nudeln. rationierungsmaßnahmen?. mein kühlschrank
ist voll. es gibt schlimmeres. ich laß es mal auf mich zukommen,
so wie ich es immer mache. die seite ist eh voll.
1. szene: bahnübergang,
geschlossene schranken, weißer und schwarzer links und rechts der
gleise, gut gekleidet (politiker), reichen sich die hand, lächeln
in kamera: nahender zug
2. szene: weißer
an waschbecken, wäscht sich die schwarz gefärbte hand
3. szene: schwarzer
mit farbtopf (aufschrift: black power), streicht sich die handfläche
schwarz
4. szene: farbtopf
(aufschrift: black power), sprecher (aus dem off): black power, in der
günstigen vorratspackung, stempel erscheint: jetzt auch als gel!
1. stimme: "also
weißte, ejh, also gestern abend geh ich doch durche stadt, und als
ich da grad an dem musikgeschäft vorbeikomm, du weißt schon,
da wo manfred damals sein portemonnaie verloren hat, da hör ich doch
dieses lied. ich sach mir, dat kennste doch: erst der syntheziser (syntheziser
erklingt) und dann der bass (groovy bassriff und schlagzeug setzen ein).
als ich grade so richtig drin bin, iset auch schon aus (musik stoppt abrupt).
jetzt komm ich doch nicht mehr auf den namen von dat lied. weißt
du vielleicht wie dat heißt?"
2. stimme: "nej!"
Eigentlich sah r
ganz normal aus. und doch hatte r etwas besonderes. r hatte ein bein, und
alle beneideten ihn darum. es war sein größter schatz, den r
wie seinen augapfel hütete. r wußte es selbst nicht mehr, wie
lang r das bein schon hatte. r wußte auch nicht woher es kam. es
war eines tages ganz einfach da und seitdem sein eigentum. der metzger
wollte es besonders gern haben, so daß er seinerzeit 2 pfund schweinemett,
extra grob, dafür geboten hatte. aber r lehnte mit einem sicheren
gefühl innerer genugtuung jedes tauschgeschäft ab. zu weihnachten
wickelte r es in stanniolpapier und machte es sich selbst zum geschenk.
es schien als habe das bein ihn zum besitzer auserwählt. r betrachtete
es als auszeichnung für ausgedachte wohltaten. wer sich über
das bein lustig machte, konnte im nächsten moment dessen stumpfes
ende in der magengegend spüren. das bein verschaffte ihm respekt.
r dachte schon, r könnte ohne das bein nicht mehr leben. und so geschah
es auch. an einem kühlen winterabend - r war wieder mal zu spät
von einer verwaltungsratssitzung nach hause gekommen und mußte so
um einlaß betteln - hatte r pech. um die tür einzuschlagen,
nahm er anlauf und rutschte aus. diesen moment der schwäche nutzen,
die ihn verfolgenden, metzgergeselle und metzger brutal aus. sie stürzten
sich auf ihn und entrissen ihm mit aller gewalt das bein.
r starb noch im
selben jahrhundert mit 73 jahren an erkältung. das bein sah r erst
20 jahre später in einer gibraltarischen spielhölle wieder. es
hatte gerade 300 pfund gewonnen.
r'me'o:
rate mal wie lang ich noch zu leben habe?!
jc
(gelangweilt): weiß ich nicht.
r'me'o:
2 monate, ich war gerade beim arzt!
jc:
und woran?
r'me'o:
autounfall.
jc:
du spinnst!
r'me'o:
nein wirklich. eine ganz neue methode: auswertung von erfahrungswerten.
er hat alle meine persönlichen daten in den computer gegeben und das
kam dabei raus. und weißt du was? ich glaube dran. ich fühl
mich schon seit einigen tagen nicht so gut. obwohl, die potenzschwierigkeiten
konnte der computer nicht beseitigen. aber dafür ist der husten weg.
außerdem war es ganz praktisch, denn mein arzt ist nebenbei noch
versicherungsagent. so konnte ich schnell noch eine hohe lebensversicherung
abschließen. (stolz) die werden sich wundern!
jc (ungläubig):
ah, geh!
Nicht weit von hier
lebte einmal ein mädchen namens Jerusalem. eines tages wurde sie schwanger,
obzwar sie noch jungfrau und unberührt war. was sie nicht wusste:
über nacht wurde sie von einer finsteren institution, deren namen
ich an dieser stelle nicht nennen möchte und darf, durch einen langen
schlauch künstlich befruchtet. als sie sich schon auf das kind freute,
wurde es durch den gleichen langen schlauch von der selben finsteren institution
wieder abgetrieben, da es sich hier um einen fehler im kontrollprogramm
der organisation handelte. obwohl Jerusalem nun wieder jungfrau wie vorher
war, konnte sie ohne das kind nicht mehr leben und brachte sich schließlich
um!
das kind aber machte
später karriere bei der konkurrenz der finsteren organisation. doch
da es heute nicht mehr lebt, ist es immer noch ungemein beliebt.