Fassung 1
Jahr 1
Episoden einer kleinen welt
 
Tag 1
A: "Worauf lass ich mich da ein?"
B: "Es wird sein wie immer. man spürt nichts, man sieht nichts, es ist nichts. nur eine ahnung, dass etwas anders ist. und das war’s dann auch schon."
A: "Aber danach! bleibt da nicht die gewissheit, alles verloren zu haben. ist dann nicht das leben nur noch ein torso des lebens, das ich hätte führen können. bin ich dann noch ich selbst?"
B: "Wer ist "ich selbst"? hast du dich das nicht schon mal gefragt. auch ohne diesen eingriff bist du nicht mehr die person, die du noch vor einer stunde warst, geschweige denn vor einem jahr, oder als kind. schau dich doch an. mit wieviel hoffnung bist du gestartet. und was ist davon übrig? wo ist das kind, das davon träumte krankenschwester zu werden, anderen menschen zu helfen? dieses kind ist nicht mehr hier. es ist in seiner zeit gefangen. jetzt bist du es, die hilfe braucht. und ich bin derjenige, der dir helfen will."
A: "Aber es ist nicht recht. ich kann es nicht tun. nicht mehr!"
B: "Das ist genau das, was ich meinte. gestern sagte mir eine person, die dir sehr ähnelte, dass ihr kein anderer ausweg bliebe. und nun fällt dir ein, dass es nicht recht ist. die gestrige verzweiflung ist mit der vergangenheit beerdigt und genauso wird es morgen mit deinen heutigen zweifeln sein. also lass es uns jetzt tun, du wirst schon darüber hinwegkommen."
A: "Verstehst du mich nicht? ich will es nicht mehr tun. ich kann meine entscheidungen nicht darauf begründen, dass ich fehler in irgendeiner unbestimmten zukunft verarbeitet habe. ich muss hier und jetzt mit meinen entscheidungen leben, und das kann ich nicht, wenn ich dem eingriff zustimme."
B: "Ich dachte, wir hätten das gestern schon ausdiskutiert."
A: "Sagtest du nicht gerade, ich sei nicht mehr die person, die ich gestern noch war?! und als solche komme ich halt zu einer anderen entscheidung. und ich bin mir der konsequenzen mittlerweile sehr wohl bewusst. und ich weiss, dass sich jetzt einiges ändert und die nächste zeit sehr schwer für mich wird. aber ich kann nicht anders. und versuche bitte nicht mehr, mich umzustimmen."
B: "Du weisst, das ich immer nur das beste für dich will. und ich möchte nicht, dass du dein leben aus einer momentanen laune heraus ruinierst."
A: "Wenn du es so nennst, dann bedenke bitte, dass diese "laune" das wesen der person, der du gerade gegenübersitzt, vollständig bestimmt. es ist ihr hervorstechendes merkmal. und als solches für immer in dieser zeit eingemeißelt. du wirst es nicht ändern können, genausowenig, wie man die vergangenheit ändern kann. daher bitte ich dich um unterstützung für meinen entschluss und nicht um weitere konfrontation."
B: "Ich hoffe du weisst, worauf du dich einlässt!"
A: "Ich auch."
 
 
 
Tag 2
A: "Und, wie war’s?"
B: "Na ja, 2:2."
A: "Warum suchst du dir nicht mal einen anderen verein?"
B: "Warum suchst du dir nicht einen anderen mann? wie oft muss ich es dir noch erklären. man sucht sich keinen verein. der verein befällt dich und lässt dich nicht mehr los. und das willst du auch gar nicht. denn es gibt heute kaum noch möglichkeiten emotionen so freizusetzen wie beim fussball. es sei denn, man spielt selbst fussball, was aber auch wieder fussball ist oder wenigstens sein soll."
A: "Und da du beides machst, könntest du doch auf eins verzichten."
B: "Du hast doch auch fünf sinne. und du würdest doch auch nur ungern auf ein sinnesorgan verzichten. bei mir sind es halt sechs, sieben oder gar acht. auf jeden fall gehört fussball unabdingbar zu dem, was mich ausmacht. und ohne fussball wäre ich sicher nicht der mensch den du kennst."
A: "Nur würde mir der vielleicht besser gefallen."
B: "Danke!"
A: "Ach herjeh, da ist mal wieder einer eingeschnappt."
B: "Eigentlich frage ich mich nur, warum ich überhaupt mit dir über fussball diskutiere. diese erfüllung kann man nicht beschreiben, wenn man es nicht selbst erlebt hat. und ich gehe gerne zu hundert müden und lahmen spielen in der gewissheit, dafür mit einem grandiosen moment entschädigt zu werden."
A: "Grandiose momente kannst du auch zu hause haben."
B: "Ja klar, ich kann nur nicht genug davon bekommen und nehme daher jede möglichkeit war. auch wenn nur ein bruchteil dessen, was schließlich in die ewigkeit eingeht, als grandios zu bezeichnen ist, so ist doch beim fussball das verhältnis von grandiosen-momenten zu nicht-grandiosen-momenten am besten."
A: "Du hebst mal wieder ab. kann man denn nie mit dir reden, ohne dass direkt eine grundsatzdiskussion daraus wird?"
B: "Fussball ist einfach zu wichtig, als dass man darüber schwafeln sollte. fussball ist liebe, hass, trauer, wut, sex, mord, rock’n’roll, leben, tod, wiedergeburt und alles andere. nimm nur einmal Diego. der mensch hat sicher alles falsch gemacht, was man nur im leben falsch machen kann. aber sobald ein ball im spiel ist, macht er alles richtig. und deshalb liebt man ihn. denn er zeigt uns: du kannst soviel falsch machen wie du willst, wenn du nur eine sache richtig machst, gibt es etwas wofür die ewigkeit dich entlohnen wird."
A: "Das erinnert mich an Monty Burns: er ist böse aber er wird sterben."
B: "Sehr witzig, nur dass Diego eigentlich gar nicht böse ist. er ist nur nie erwachsen geworden und das ist ein weiterer grund, warum man ihn so abgöttisch liebt. daran wird ein kaiser nie heranreichen. der wird sicher häufig bewundert, ob seiner fussballerischen anlagen sicher auch zurecht. doch als mensch zeigt er sich zu fehlerlos, um geliebt zu werden. nicht dass er fehlerlos wäre, weit gefehlt, aber seine fehler verkauft er halt als taktik und kommt so schadlos aus allem raus. daher ist er weit oben auf meiner list der dinge, die eigentlich gar nicht existieren. dieses herauslavieren geht ihm viel zu einfach von der hand, als dass da reales leben dahinterstehen könnte. er ist mit sicherheit ein hologramm, dass uns gesandt wurde, um uns in die irre zu führen. er verkörpert die versuchung, der wir widerstehen müssen."
A: "Amen!"
 
 
 
Tag 3
A: "Was kochst du denn da?"
B: "Wie sieht’s denn aus?!"
A: "Rotkohl mit mettwürstchen?"
B: "Rotkohl mit mettwürstchen! ich hoffe du hast auch hunger."
A: "Eigentlich ist mir das ja zu fett. kannst du nicht mal was kochen, was weniger fett ist?"
B: "Das problem ist, das fett ein hervorragender geschmacksverstärker ist. und der macht es einem so unglaublich schwer darauf zu verzichten. wenn ich nur an die reibekuchen meiner mutter denke. die triefen nur so von fett. dennoch könnte ich hunderte davon essen. ich belasse es dann zwar doch bei 7 oder 8 und selbst die sind zuviel, wenn ich an die anschließenden magenprobleme denke, aber ich würde es immmer wieder tun."
A: "Deinen eltern sieht man das fettige essen ja auch an. ich möchte jedenfalls nicht so dick werden."
B: "Erstens sind meine eltern nicht dick, das sind die drüsen! und zweitens geht es wirklich noch, man darf halt nur nicht so genau hinsehen. manchmal stelle ich mir sogar vor wie es wäre, wenn ich einen schwabbelbauch hätte. ich denke, das würde sich sogar ganz lustig anfühlen. wirklich blöd ist halt nur, dass ich dann nicht mehr vernünftig treppen steigen geschweige denn fussball spielen könnte. und das ist wirklich das einzige, was mich davon abhält richtig fett zu werden."
A: "Wirklich das einzige? und was ist mit mir? glaubst du, ich würde dich noch ansehen, wenn du nicht mehr durch die tür passt?"
B: "solange du mich noch liebst, kannst du auch die augen schließen."
A: "Naja, dass mit der liebe könnte ja auch problematisch werden. du weißt schließlich, dass ich unter platzangst leide."
B: "Keine angst, so schnell platzt man nicht."
A: "Nein im ernst, ich stelle es mir unangenehm vor, unter 3 zentnern begraben zu sein."
B: "Alles eine frage der gewöhnung. außerdem gibt es da doch noch ein paar andere techniken, bei denen das gewicht keine so große rolle spielt."
A: "Aber du willst mir doch nicht erzählen, dass du mit drei zentnern noch zu bettakrobatik fähig bist. denk doch nur mal an die gelenke, die unter dem gewicht leiden. ich sehe das eher so, dass du träge im bett liegst und dich bedienen lässt."
B: "Natürlich würde ich das bett gar nicht mehr verlassen und nach meinem tod müsste man mich mit einem schneidbrenner aus der wohnung schneiden. neulich las ich von einem mann für den ein lieferwagen als leichenwagen angemietet werden musste. auch in der verbrennungsanlage wird es probleme geben das ganze körperfett auf temperatur zu bringen. wahrscheinlich platzt der körper dann wie eine wurst in der mikrowelle und löscht das feuer wieder aus. oder man mietet direkt ein doppelgrab an."
A: "Man könnte den körper doch auch erst zerteilen und dann mit gut brennbaren material wie autoreifen quasi pneu à pneu veraschen."
B: "Oder das fett vorher absaugen, kann man ja sicher noch wiederverwenden. der neueste trend soll übrigens das verglasen der asche sein. dann kann man sich hübsche murmeln in die wohnzimmervitrine stellen. meine asche soll natürlich im Rheinstadion verteilt werden oder wo immer die Fortuna dann ihre heimspiele austrägt."
A: "Auch wenn das übergangsweise in schrottbach wäre?"
B: "Willst du einen toten auch noch schänden. wie grausam kannst du nur sein, an sowas überhaupt zu denken. ich glaube ich muss meinen letzten willen doch mal ganz genau durchdenken und zu papier bringen. scheint mir fast als bräuchte man für das sterben ein besseres qualitätsmanagement als für das leben. in jedem fall hat man ja leider keine einflussmöglichkeiten mehr und kann daher auch nicht mehr nachbessern. übrigens ist das essen jetzt fertig."
A: "Na endlich!"
 
 
 
Tag 4
A: "Hast du eigentlich schon einladungen verschickt"
B: "Was für einladungen"
A: "Falls du es vergessen hast: in zwei wochen ist dein geburtstag und da der dieses jahr auf einen freitag fällt, wollten wir doch eigentlich eine party veranstalten!"
B: "Ja klar, aber dafür brauche ich doch keine einladungen. da kann kommen wer will"
A: "Zunächst mal, weißt du denn überhaupt, ob alle deine freunde an deinen geburtstag denken und zweitens: du willst doch nicht im ernst, dass kommt wer will!?"
B: "Wie meinst du denn das schon wieder"
A: "Ganz einfach: wenn wirklich deine ganzen bekannten kommen, könnte das zu einigen konflikten führen. stell dir nur mal vor C unterhält sich mit D über fussball, E macht bei F ein paar macho-bemerkungen oder G bringt bei H das thema auf politik. da könnten einige neue feindschaften in deinem bekanntenkreis eröffnet werden."
B: "Und wie soll ich das verhindern. etwa C, F oder G gar nicht erst einladen?!"
A: "Zum beispiel. in jedem fall sind halt einladungen ein ganz gutes steuerungselement für eine gelungene party."
B: "Ich glaube, jetzt übertreibst du aber ziemlich. ich bin doch keine disco mit türsteher. ich weiß ja, dass ich einen etwas verquasten bekannten- und freundeskreis habe. aber die sind alle auf ihre, wenn auch manchmal relativ eigentümliche art, nett und es wert eingeladen zu werden. zumal die mich ja auch immer einladen. ich werde doch keine jahrelange freundschaftliche beziehung aufs spiel setzen, nur um eine konfliktfreie party zu haben.
A: "Dann sollten wir vielleicht eine mottoparty mit gags veranstalten, um prekäre themen gar nicht erst aufkommen zu lassen."
B: "Langsam überlege ich, ob ich dich überhaupt einladen soll, so kenn ich dich ja gar nicht. bei meiner party wird bier getrunken, dumm rumgelabert, musik gehört und sich einfach gut gefühlt. und wenn es wirklich konflikte gibt, kann man die eh nicht im vorhinein verhindern. vielleicht kommt auch alles ganz anders und C und D, E und F und G und H sind ein herz und eine seele."
A: "Das glaubst du ja selbst nicht. aber mach was du willst. ich werde dir nicht dabei helfen, die scherben zu beseitigen."
B: "Und was ist, wenn deine freundin I wieder das klo vollkotzt?"
A: "Das war ein einziges mal!"
B: "Ja klar. aber soll ich sie deshalb von den einladungen streichen? wenn ich wirklich jetzt harte kriterien setze, bin ich am ende alleine an meinem geburtstag."
A: "Wieviel leute willst du überhaupt einladen?"
B: "Endlich mal eine konstruktive überlegung. also da ist zunächst mal die weltklasse und internationale klasse von ca. 10 personen, die ich auf jeden fall einlade. im weiteren kreis sind dann noch mal ca. 20 personen, die ich wohl auch einlade. viel mehr passen aber auch schon nicht in unsere wohnung. also fallen die ca. 40 personen aus dem blickfeld erstmal weg. nur: wo genau ziehe ich jetzt die grenze zwischen iwk und blickfeld?
A: "Frag dich doch einfach, ob du auch bei denen auf 'ne fete gehen würdest?"
B: "Das ist nicht sonderlich hilfreich. denn häufig gehe ich nicht wegen der gastgeber, sondern nur wegen der leute die sonst da sind, auf deren party. manchmal kenn ich die gastgeber nicht mal oder noch schlimmer: ich kann die gar nicht leiden und gehe nur wegen der guten unterhaltung dahin. aber da ich viel zuviele leute gut leiden kann, ist dieses kriterium auch nicht besonders hilfreich."
A: "Wer würde denn überhaupt kommen?"
B: "Da gibt es natürlich noch ein paar leute, die eh nicht kommen, da ihnen der sprung auf die andere seite zu weit ist. die brauch ich auch gar nicht erst einzuladen. nur, wenn sie dann erfahren, dass sie nicht eingeladen waren, sind die u.u. beleidigt. und wenn sie wider erwarten doch kommen, reicht evtl. das bier nicht. also für alle fälle zwei fässer mehr besorgen."
A: "Und was machst du mit nicht eingeladenen gästen"
B: "Ich komme immer mehr zu der überzeugung, dass einladungen mehr probleme als lösungen bieten und somit wirklich jeder kommen sollte, der will. nur: wie mache ich dann publik, dass ich meinen geburtstag auch am gleichen tag feiere? bei den leuten, die ich regelmäßig sehe, ist es natürlich kein problem, dass nebenbei anklingen zu lassen. doch bei den anderen muss ich wirklich einladungen verschicken. und dadurch verderbe ich es mir wieder mit den leuten, die meine informelle einladung nicht mitbekommen."
A: "Also setzt du dich jetzt am besten doch mal hin und machst eine liste mit leuten, die du einladen willst. und dann können wir je nachdem immer noch streichen oder hinzufügen."
B: "Oder ich überlege mir das ganze mit der party noch mal. denn irgendwie macht mir diese ganze prozedur soviel unbehagen, dass die party schon sehr gut werden muss, um das wieder aufzuwiegen."
 
 
Tag 5
A: „Was guckst du da gerade“
B: "Ach, nur so'ne doku über die todesstrafe"
A: "Und, interessant?"
B: "Geht so. gerade kamen auch die beiden deutschen, die in den usa hingerichtet wurden, zu wort. ich weiß wirklich nicht, wem durch die todesstrafe geholfen wird?"
A: "Da wird halt immer noch zum einen dem rachegedanken des wilden westens und zum anderen dem abschreckungsgedanken rechnung getragen. auch wenn beides nicht funktioniert, ist es dennoch ziemlich populär. und in einer konservativen demokratie ist es halt das, was zählt. aber im fall der beiden brüder kommt mir eine wesentlich perfidere art der bestrafung in den sinn."
B: "Und die wäre?"
A: "Ganz einfach: willkürlich die todesstrafe für den einen und gleichzeitig freispruch für den anderen bruder aussprechen. auf diese art könnte der staat seine ganze autorität als herrscher über leben und tod ausleben. der eine bruder würde sich so als ungerecht verurteilter sehen und die hinrichtung wäre (falls das überhaubt geht) noch grausamer für ihn. der freigesprochene bruder hingegen trägt neben der eigentlichen schuld noch die passive schuld am tod seines bruders mit sich und dürfte seines lebens auch nicht mehr froh werden."
B: "Was soll denn das jetzt geben? schreibst du gerade an dem buch: diktator werden leicht gemacht! 10 goldene regeln zur einrichtung eines terrorregimes - oder was sollen diese perversen gedanken?"
A: "Irgendwo hast du sicher recht und ich schäme mich auch dafür. aber der mensch ist leider im bösen wesentlich einfallsreicher als im guten. und das ist bei mir sicher auch nicht anders. es ist halt nur wichtig, diese gedanken nicht ausleben zu wollen."
B: "Da fällt mir ein: wolltest du nicht bei der kindeserziehung kindern bewusst falsche dinge beibringen, um dann deren verhalten bei der wechselwirkung mit der außenwelt untersuchen zu können?!"
A: "Erstens war das nur ein gedankenspiel und zweitens wäre das wissenschaftlich wirklich interessant."
B: "Dieser deckmantel umgibt meistens die allerfaulsten eier. es gibt halt sachen, die sollte man nicht denken, geschweige denn aussprechen. man weiß nämlich nie, ob sie nicht von anderen aufgegriffen und evtl. in realität umgesetzt werden!"
A: "Wie schon gesagt, ist der mensch im bösen so oder so sehr erfindungsreich. und diese gedanken muss man u.u. selbst anwenden, um wesentlich schlimmeres zu verhindern. manchmal bleibt einem halt nichts anderes übrig, als feuer mit feuer zu bekämpfen. die alternative wäre dann nur noch ignoranz, und damit wird keinem geholfen. es macht im gegenteil vieles nur noch schlimmer."
B: "Mit der einstellung wurde die atombombe entwickelt, gebaut und abgeworfen. und ich weiß bis heute nicht, ob das gut oder böse war. in jedem fall war es politik und politik ist böse!"
A: "Aber ding, ding! natürlich bin ich auch gegen gewalt, aber es gibt situationen, die nicht anders zu bewältigen sind. stell dir ein totalitäres, gewaltbereites regime vor. das sollte nicht allzuschwer sein, da es diese auch heute noch gibt, zumindestens im ansatz. wie sollen sich die menschen verhalten, wenn sie mit diesem system nicht einverstanden sind?"
B: "Da gibt es doch einige gewaltlose möglichkeiten, z.b. demonstrationen, streiks, kontinuierliche unterwanderung der machtpositionen"
A: "Das dritte hört sich aber sehr nach spy vs spy an. abgesehen davon haben diese möglichkeiten eines gemeinsam: solidarität. und diese ist dann am schwersten zu erbringen, wenn die existenz des einzelnen bedroht wird. nehmen wir mal den streikfall an: ein wirklich gewaltbereites regime geht dann einfach hin und tötet am ersten tag willkürlich zehn streikende. falls der streik dann noch nicht beendet ist, werden am nächten tag zwanzig getötet u.s.w.. glaub mir, der gewaltlose streik würde keine woche dauern. entweder, die menschen gehen dann wieder an die arbeit oder sie gehen zu gegengewalt über. wir können hier in unseren einfamilienhäusern gut über gewaltlosen widerstand philosophieren. aber in der geschichte wurde noch nie ein gewaltbereites regime gewaltlos beendet."
B: "Und was war mit der ddr?"
A: "Die war vielleicht mal in den fünfzigern oder sechziger noch als gewaltbereit einzustufen. aber doch nicht mehr in den achtzigern. dazu war sie innenpolitisch zu geschwächt und aussenpolitisch zu abhängig, als dass die führung sich einen erfolgreichen kampf hätte ausrechnen können. und den hat sie daher auch gar nicht erst versucht. dahingegen war sich die chinesische führung ihrer starken und autarken stellung bewusst, als sie den platz des himmlischen friedens "räumen" ließ. und da außer einigen protestnoten kaum gegenaktionen folgten, konnte das chinesische regime diese aktion auch locker verkraften. es ging im gegenteil noch gestärkt daraus hervor. die chinesische demokratiebewegung hat sich bis heute noch nicht von dem schlag erholt."
B: "Aber es gibt sie dennoch, und sie wird irgendwann wieder so stark, dass sie einen erneuten anlauf unternimmt und wieder und wieder, bis es irgendwann klappt, wie in der ddr."
A: "Natürlich kann man so nach dem prinzip steter tropfen verfahren, aber das ist halt wirklich sehr langwierig und die meisten initiatoren werden das ende gar nicht mehr erleben."
B: "Das ist beim gewaltsamen widerstand allerdings auch nicht anders, nur dass man halt jünger stirbt."
A: "Schalt jetzt aber trotzdem mal um. auf pro7 kommt gleich die rebellen vom liang shan po."
B: "Oh, klasse."
 
 
Tag 6
A: "Hi B, lang nicht mehr gesehen. was treibt dich denn hierher?"
B: "Hi, nichts besonderes. wollte nur ein wenig einkaufen, und wie gehts dir ?"
A: "Nicht so besonders. dieses jahr habe ich einfach kein glück und das macht mich richtig depressiv."
B: "Was war denn"
A: "Ein wort: männer."
B: "Du wartest also immer noch auf den traumprinz, der dich gegen deinen willen entführt."
A: "Machen wir das nicht alle?"
B: "Abgesehen davon, dass mein traumprinz eher eine prinzessin ist, hast du vielleicht sogar recht. ist ja auch wirklich zu verlockend: einfach dasitzen, nichts tun und plötzlich kommt die schönste frau und liest dir jeden wunsch von den augen ab."
A: "Ebend. und wie gehts mir? ich schlittere von einer beziehungspleite in die nächste und merke jedesmal zu spät, dass es wieder nicht der richtige war. wenn das einen nicht depressiv macht, dann weiß ichs nicht!"
B: "Genau, du weißt es nicht. ich bin aber auch ganz hin- und hergerissen. einerseits halt ich es für absolut überflüssig angesichts wirklichen elends auf dieser welt über unglückliche beziehungen zu jammern, andererseits kann einen nur das wirklich betroffen machen, was einen auch wirklich betrifft. dennoch kann ich leider kein großes mitleid für dich empfinden."
A: "Warum nicht? jetzt fang bloß nicht mit der leier an, ich sei es selbst schuld, wenn ich mir die falschen raussuche."
B: "Jetzt, wo du es sagst. aber im ernst: womit soll ich mitleid haben? du siehst gut aus, hast 'ne gute arbeit, immer genug geld und viele freunde. und nur weil du zwei tage im monat mal liebeskummer hast, glaubst du, du wärst die ärmste frau der welt. irgendwo solltest du die kirche mal im dorf lassen. die welt dreht sich nicht nur um dich."
A: "Hört sich ja an, als ob es dir wesentlich schlechter ging?!"
B: "Du wirst lachen, aber mir geht es momentan wirklich gut. irgendein französischer philosoph hat mal gesagt, wenn man sich nur lang genug einredet glücklich zu sein, dann ist man es auch. das kann zwar mitunter verdammt schwierig sein, aber solange mich nicht widrige umstände daran hindern, bin ich halt glücklich."
A: "Als ob das so einfach wäre."
B: "Diese einstellung fliegt einem nicht einfach zu. es war schon ein langwieriger prozess namens leben der mich dazu brachte."
A: "Hört, hört, also spricht zarathustra!"
B: "Genau. war aber wirklich so. und wenn man erstmal so denkt ist einiges leichter und vieles nicht mehr ganz so wichtig."
A: "Aber betrügst du dich da nicht irgendwo selbst, wenn du dir einredest glücklich zu sein, ohne dass du es bist?"
B: "Da es noch keine allgemeingültige definition für glück gibt, setzt sich jeder diese grenzen doch selbst. nur leider setzt man sich diese grenzen auch meistens zu hoch und das nenne ich selbstbetrug. wenn man in jeder suppe ein haar findet, betrügt man sich um den genuss. ich kann mich an die strasse setzen, vorübergehende menschen beobachten, den lieben gott einen guten mann sein lassen und einfach glücklich sein. du glaubst ja nicht, wieviel spass solch eine einstellung macht. probier es doch mal aus. vielleicht kommst du ja dann darauf, dass du gar keinen traumprinzen brauchst, um glücklich zu sein."
A: "Der kann mir mittlerweile sowieso gestohlen bleiben, nachdem er mich schon so lange hängen lässt. apropos: wie spät ist es eigentlich?"
B: "Kurz nach halb acht. wieso?"
A: "Dann muss ich mal wieder weiter. ich bin nämlich eigentlich für halb acht schon wieder verabredet. ciao, bis demnächst."
B: "Ciao, und viel glück!"

 

Tag 7
A: „Unglückseliger selbiger!“

 

Tag 8
A: „Sag das bitte nochmal!?“
B: "Was?"
A: "Das, was du gerade sagtest. du weißt schon: eigentlich wollte ich heute ja zu C, aber dann müsstest du noch einkaufen gehen usw."
B: "Und warum soll ich das nochmal sagen?!"
A: "Weil ich gerade wieder eins hatte."
B: "Ein was?"
A: "Ein déjà vue!"
B: "Jetzt geht das wieder los. willst du nicht mal zum arzt und dein gehirn abchecken lassen?"
A: "Erstens, weißt du was ich von ärzten halte und zweitens bin ich sicher, dass déjà vues nichts mit dem gehirn zu tun haben."
B: "Ach ja, du bist mal wieder klüger als alle anderen wissenschaftler zusammen. dabei habe ich doch gerade erst gelesen, dass déjà vues nur fehlschaltungen des gehirns sind, die uns nur suggerrieren etwas schon mal gehört, gesehen oder erlebt zu haben. in wirklichkeit ist sowas aber gar nicht möglich."
A: "Du vergisst zu erwähnen, dass auch das nur eine theorie ist. denn experimentell nachzuweisen ist das ja wohl kaum. dann müsste man ja vorher wissen, wann es zu einem solchen déjà vue-erlebnis kommen wird. zumal meine déjà vues dergestalt sind, dass ich nicht den eindruck habe etwas zum zweiten mal zu erleben, sondern eher, dass eine szene aus einem traum real wird."
B: "Und wovon träumst du so? kannst du nicht mal von einer neuen wohnung träumen?!"
A: "Ha ha! vielleicht sollte ich meine träume aber mal aufschreiben, solange ich sie noch behalte. ansonsten trage ich diese nur unbewusst mit mir herum und sie kommen erst wieder zum vorschein, wenn sie oder teile davon real werden. und beeinflussen kann ich das leider gar nicht. was ja dann auch für unser leben gilt. denn, wenn ich mit meinen träumen in die zukunft sehe, muss diese zukunft zur zeit des traumes ja schon existieren und ist damit nicht mehr zu verändern."
B: "Mit verlaub gesagt, wäre das nicht gerade die vorstellung von zukunft, die ich mir wünsche. denn die zukunft kann ruhig schlecht oder gut aussehen, trost gibt uns doch nur die aussicht, dass sie unbestimmt ist."
A: "Einerseits natürlich schade, andererseits merken wir ja eh nicht, wie uns diese chance genommen wird. und ausserdem gibt es mir zumindestens ein tiefes gefühl innerer zufriedenheit, dass jede tat, jedes wort auf ewig gespeichert und damit gegenwärtig ist. denn was für die zukunft gilt, gilt natürlich zwangsläufig auch für die vergangenheit. nichts geht je verloren!"
B: "Tröstlich zu wissen, aber im ernst: es ist ja kaum zu glauben, was für seltsame theorien eine einfache fehlschaltung im gehirn bei dir hervorrufen kann!"
A: "Jetzt fang doch nicht wieder mit diesen gehirnwissenschaftlern an. die glauben wirklich alles darin erkennen zu können. neulich wollen die gar das religiöse zentrum - also der teil des gehirns, der für religiöse gefühle verantwortlich sein soll - gefunden haben. worauf jemand dann richtigerweise feststellte, dass man nun aber auch nach dem atheistischen und materialistischen zentrum suchen sollte. denn auch wenn gehirnwissenschaftler streng wissenschaftlich vorgehen, stellt diese wissenschaftsgläubigkeit am ende die wissenschaft selbst in frage, da jedes wissenschaftliche ergebnis genauso auf irgendwelchen gehirnimmanenten vorgängen beruhen kann, welche von gehirnlosen wesen nicht nachvollzogen werden können."
B: "Kannst du das für mich mal langsam wiederholen?!"
A: "Nein, muss ich erst selbst drüber nachdenken. aber um zur religion zurückzukommen: i don't believe in reincarnation, because i refuse to be born again as a snake or a bug!"
B: "Bizarre love triangle!"
A: "Genau!"

 

Tag 9
A: „Was liest du denn da?“
B: "Da hat wohl schon wieder ein vierzehnjähriger nach dem genuss von horrorfilmen seine eltern umgebracht."
A: "Macht man es sich da nicht ein bischen zu einfach? ich habe jedenfalls auch schon häufiger horrorfilme gesehen und danach nicht jedesmal ambitionen irgendwen umzubringen. jedenfalls nicht häufiger als sonst.?"
B: "Ich sage ja auch gar nicht, dass horrorfilme der auslöser sind. aber sie können doch die hemmschwelle ganz schön herabsetzen."
A: "Wie denn das? ich denke, dass es solche morde schon vor der zeit der horrorfilme gab. denk nur mal an hamann mit dem hackebeilchen. nur damals war die welt noch nicht so klein wie heute und man hat nicht jeden tag die geschichten aus fernen landen frisch auf dem fernsehtisch zubereitet gesehen!"
B: "Aber diese horrorfilme führen doch zu einer ganz anderen sicht des menschen. er wird nicht mehr als unverletzliches ganzes gesehen, sondern er ist nur noch ein objekt in dem man so wunderbare dinge wie gedärme, hirn und ähnliches finden kann."
A: "Dieses menschenbild findet man aber auch schon in jedem medizinischen lehrbuch."
B: "Deshalb ist die hemmschwelle zur verletzung der menschlichen hülle bei chirurgen ja auch viel geringer als bei dir oder mir. ein chirurg kann ohne nachzudenken die schädeldecke aufsägen, da das für ihn pures handwerk ist. für ihn ist der menschliche körper ein objekt, das u.u. repariert werden muss. nicht umsonst wurden einige der schlimmsten verbrechen im namen der wissenschaft durchgeführt. und genau diese objektisierung des menschen findet in den horrorfilmen statt."
A: "Du meinst also der vierzehnjährige hat aus wissenschaftlichen forschungsdrang seine eltern ermordet. ich glaube, da gab es doch sicher ganz andere probleme."
B: "Dem will ich doch gar nicht widersprechen. aber ohne die horrorfilme wäre er vielleicht nur von zuhause ausgerissen und hätte sie nicht enthauptet!"
A: "Und gleich fängst du sicher auch noch mit den zeichentrickserien an. ich glaube, dass der genuss von 100 folgen lassie wesentlich aggressiver macht als schweinchen dick oder itchie & scratchy."
B: "Aber genau da kannst du doch auch die zunehmende objektisierung beobachten. schau dir nur mal road runner an. der coyote wurde schwarz, wenn er erschossen wurde oder platt, wenn er vom berg fiel, aber man sah halt nichts, was bei einem realen wesen zu beobachten wäre. bei itchy und scratchy kommen dahingegen gedärme raus, wenn der bauch offen ist, oder das gehirn prasselt gegen die wand, wenn der kopf durchschossen wurde und und und..."
A: "Und du meinst, nun können die kinder nicht mehr zwischen trick und wirklickeit unterscheiden?"
B: "Das schon, aber die wirklichkeit wird halt verwissenschaftlicht. ein mensch ist halt ein konglomerat biologischer bestandteile und wenn man diesen körper öffnet, weiß man, was einen wo erwartet. und dadurch wird es leichter, diesen körper zu verletzen."
A: "Ich habe meinem vater früher zugesehen, wenn er kaninchen geschlachtet hat, genauso wie sicher viele kinder, die auf dem land groß geworden sind. man weiß also auch ohne diese filme ganz gut, wie ein wesen von innen aussieht. jetzt erzähl mir bitte nicht, dass die mordrate auf dem land höher sei als in der stadt. wenn es wirklich wahr ist, dass sich die anzahl der kapitalverbrechen unter kindern merklich erhöht hat, hat dieses nicht unbedingt ihre ursache im genuss von horrorfilmen."
B: "Ich glaube, wir drehen uns im kreis."
A: "Dann leg die zeitung endlich weg und komm an den tisch. die kottletts werden noch kalt."

 

Tag 10

A: „Jetzt haben die doch glatt die schauspielerin gewechselt.“
B: "Ist aber doch ganz gut erklärt. schließlich handelt es sich doch um ein wirtswesen, wobei der symbiont halt seinen wirt gewechselt hat, aber immer noch der gleiche ist."
A: "Ich glaube du schaust zuviel science fiction, wenn du das für normal hälst. ich glaube jedenfalls nicht, dass ich noch das gleiche verhältnis zu dir hätte, wenn du morgen ein ganz anderes äußeres erscheinungsbild hättest."
B: "Soll das etwa heißen, dass wir nur wegen äußerlichkeiten zusammen sind? und was ist dann, wenn du mal erblindest?"
A: "Ich will nur sagen, dass äußerlichkeiten nicht unbedingt das sind, was der name sagt. denn diese äußerlichkeiten beeinflussen das innere wesen und umgekehrt. ein mensch, der ständig von seiner umgebung auf irgendwelche abweichungen vom schönheitsideal - sei es nase, brust größe oder sonstwas - angesprochen wird, der wird ganz andere charaktereigenschaften erlangen als wenn er in einer umgebung aufwächst, in der er nicht darauf angesprochen wird.
und daneben gehöre ich noch zu der sorte mensch, die glaubt den menschen gewisse charaktereigenschaften ansehen zu können. ob das nun rein am aussehen oder an der aura liegt vermag ich aber nicht zu sagen."
B: "Du hast dich also noch nie in einem menschen getäuscht?!"
A: "Nicht was mein persönliches verhältnis zu der person betrifft. ich merke eigentlich sofort, ob ich mit einer person zurechtkomme oder nicht. und das liegt daran, dass das innere wesen nach außen strahlt. auch einem makellosen äußerem sieht man an, was für ein mensch dahintersteckt."
B: "Also ist für dich doch auch der mensch hinter der äußeren schale wichtiger als die hülle selbst."
A: "Das ist für mich nicht zu trennen. deshalb könnte ich solch ein wechselwesen auch nicht lieben. jedenfalls nicht mehr nach einem wirtswechsel. denn dann wäre es eine völlig neue person, da in einer symbiontengemeinschaft immer beide partner zu der neuen persönlichkeitsstruktur beitragen. wäre es nicht so, gibt es für mich keinen grund, warum der symbiont nicht in seiner ursprünglichen gestalt auftritt."
B: "Aber wo fängt das denn an. wenn sich mein äußeres verändert, sei es durch einen unfall oder einfach durch altern, dann verändert sich auch dein gefühl zu mir?!"
A: "Im grunde ändert sich ja alles ständig, nicht nur das äußere sondern auch das innere. insofern glaube ich auch nicht an die ewige liebe. viel wichtiger ist da eine tiefe freundschaft, die wesentlich längerlebig ist. aber beides muss halt immer wieder neu erfahren werden. ansonsten bleibt beidem nur die momentaufnahme als ewigkeit, was aber auch schon sehr viel ist."
B: "Aber das ist doch liebe. du scheinst da nur andere begrifflichkeiten zu haben als ich. in dem zusammenhang fällt mir ein, dass selbst der körper zwischen liebe und sex unterscheiden kann. hat eine frau nämlich sex mit verschiedenen partnern, so überleben im uterus die spermien des partners, den sie liebt und bilden eine abwehrmauer gegen fremdspermien. kommt es nun zu einem fremspermienangriff, werden killerkamikazespermien ausgesandt um die fremdspermien an der befruchtung zu hindern."
A: "Wo hast du das denn her, von woody allen?"
B: "Womit wir wieder beim thema wären. der hat nämlich die weiblichen hauptrollen seiner filme früher auch nur mit seinen frauen besetzt oder umgekehrt. wie auch immer, die jetzige hat es dagegen nur in einen dokumentarfilm gebracht."
A: "Dabei fällt mir noch ein ganz anderes wechselwesen ein: zelig. der hat auch sein inneres nach außen dargestellt und damit nur das gezeigt, was ich vorher schon ansprach. das wesen eines menschen kann man ihm ansehen."
B: "Ja. ja, und kleider machen leute! schalt doch einfach um, wenn du die neue schauspielerin nicht magst."
A: "Ich mag sie ja, aber es ist halt nicht das gleiche."
 

Tag 11

A: „Hör mal, da wurde schon wieder ein ufo über belgien gesichtet. die menschen glauben bei allem was ihnen neu ist, immer zuerst an übernatürliches. daran konnte die wissenschaft in all den jahrhunderten nichts ändern."
B: "Das liegt aber vor allem an der wissenschaft selbst. würde die einfach mal akzeptieren, dass es dinge gibt, die der mensch nicht erfassen kann, wären diese sichtungen keine große schlagzeile mehr. stattdessen wird aber bei allem nach erklärbaren hintergründen gesucht."
A: "Aber gerade das ist doch die aufgabe der wissenschaft. wenn sie nicht den dingen auf den grund ging, würden wir immer noch wie im tiefsten mittelalter leben. fortschritt gibt es doch überhaupt nur dadurch, dass man das unbekannte zu erklären sucht!"
B: "Aber das führt doch zu dem irrglauben, dass alles erklärbar sei!"
A: "Ist es das etwa nicht?!"
B: "Natürlich nicht. jedenfalls nicht für den menschen. wir leben in einer eingeschränkten welt. in dieser können wir einzelne phänomene erkennen und für uns soweit erklären, als dass die schlussfolgerungen funktionieren. mehr aber auch nicht. nur weil etwas 1000-mal funktioniert, heißt das noch lange nicht dass es auch beim 1001-mal funktioniert. die wissenschaft hat sicher ihre meriten in der praktischen anwendung. was mir aber nicht gefällt, ist, dass daraus eine quasi-religion geworden ist."
A: "jetzt sag nicht, dass du an außerirdische besucher glaubst. weißt du eigentlich wie lange ein raumschiff brauchen würde, um uns vom nächsten sonnensystem aus zu besuchen. und wenn sie aus unserem sonnensystem kämen, hätten sie sich bislang verdammt gut versteckt. ich glaube, du hast zuviel "akte x" gesehen"
B: "Genau das meine ich. nur weil unsere wissenschaft, die grenzen unserer dreidimensionalen welt erfährt, heißt das doch nicht, dass diese grenzen unüberwindbar sind. stell dir mal zwei zeichentrickfiguren in ihrer zweidimensionalen welt vor und trenne die durch einen strich quer übers ganze blatt. in ihrer dimension gibt es keine möglichkeit einander zu besuchen. dabei wäre es nur ein kleiner schritt, könnten sie die dritte dimension mit einbeziehen. denk mal an "contact"!"
A: "Ich sag ja: du vergisst, dass bei science-fiction aus vermartungsgründen die betonung auf fiction liegt."
B: "Dabei hat diese fiction doch die wissenschaft am weitesten gebracht. denk nur an schrödingers katze oder das zwillingsparadoxon. doch diese gedankenexperimente sind leider die ausnahme in der wissenschaft. experimente brauchen halt immer ein abgeschlossenes system, um gesetzmäßigkeiten erkennen zu können. und dabei wird halt die unendlichkeit geopfert"
A: "Das menschliche leben ist halt endlich!"
B: "Sicher? ich sehe jedenfalls um uns herum nur unendlichkeit, so frage ich mich natürlich, ob auf die eine oder andere weise nicht auch unendlichkeit das leben betrifft. die wissenschaft sieht die unendlichkeit dahingegen nur als große endlichkeit. so las ich neulich einen artikel, der sagte, dass ein unendliches leben dahingehend unmöglich sei, da irgendwann in ferner zukunft  unser universum zu einem kalten leeren raum verkäme. das impliziert aber doch wieder, dass hinter unserem universum nichts ist, was die bislang erkannten gesetzmäßigkeiten beeinflusst. oder um es dir noch einfacher zu machen:"
A: "Das ist aber sehr freundlich von dir, meister!"
B: "Ok, aber wirklich. was ich meine ist leichter zu verstehen, wenn man statt ins große universum auf unsere tägliche umgebung sieht. und da im besonderen, die unendlichkeit des kleinen. ist es für die mathematik kein problem von infinitisemalen schritten zu sprechen, hängt die naturwissenschaft immer noch den elementarteilchen nach. und glaubt wirlich, dass diese unteilbar wären. dabei ist teilbarkeit doch nur eine frage des werkzeugs. und gerade die wissenschaft selbst hat doch gezeigt, dass durch immer feinere methoden immer kleinere "elementarteilchen endeckt wurden. doch anstatt zu sagen, dass diese irgendwann auch teilbar werden, redet man sich mit der wellennatur raus. diese ist prinzipiell aber auch bei größeren objekten gegeben. was spricht denn dagegen, dass diese atome selber aus potentiell kleineren teilchen bestehen usw... und vielleicht existiert in diesen kleinen teilchen ja auch so was wie ein miniuniversum. und vielleicht ist dieses ja sogar bewohnt und auf einem dieser kleinen bewohnten teilchen glaubt man, das das ende dieses universums das allgemeine ende sei."
A: "Du willst also sagen, dass wir wie die wikinger sind, die glaubten, dass am ende irgendwo die welt aufhört und man dahinter ins nichts stürzt."
B: "Jedenfalls hat sich qualitativ an dieser denkweise bis heute nichts in der wissenschaft geändert. man denkt auch heute noch, dass hinter unserem universum das große nichts lauert."
A: "Da muss ich jetzt erst mal drüber schlafen."
B: "Ok, dann leg aber die zeitung weg und machs licht aus. ist nämlich auch schon reichlich spät."
A: "Gute nacht."
B: "Gute nacht."

Tag 12

A: „Heute habe ich C getroffen. der ist auch immer seltsamer drauf. wenn der so weiter macht, findet der nie 'ne frau und bleibt lebenslang single."
B: "Du sagst das ja so, als sei das was schlimmes!"
A: "Was soll denn das schon wieder heißen. natürlich ist es besser, wenn man das leben gemeinsam verbringen kann."
B: "Das kommt immer noch drauf an mit wem. wenn ich jedenfalls das verhältnis von D und E sehe, wäre D doch solo sicher besser dran."
A: "Erstens ist das sicher ein extremfall und zweitens kann D doch froh sein, dass er E hat. alleine bringt er doch nichts zustande."
B: "Das doch auch nur, weil E ihn permanent bevormundet. man kann sich doch gar keinen eindruck darüber verschaffen, was D selbst drauf hat."
A: "Wie auch immer, wenn wir diesen fall beiseite lassen, bleiben immer noch genügend glückliche zweierbeziehungen."
B: "Dem stehen aber noch genügend unglückliche ehen sowie sicher viele glückliche singles gegenüber. worüber unterhalten wir uns hier überhaupt. du glaubst ja wohl nicht, dass es ein patentrezept zum glücklichen leben geht."
A: "Immerhin hat die erfahrung aus jahrtausenden des menschendaseins gezeigt, dass der mensch ein gesellschaftswesen ist und sich ein zusammenleben in ein- oder mehrehe bewährt hat. dieses singleleben gibt es eigentlich erst seit der neuzeit als legitime lebensform. vorher waren dass doch nur seltene ausnahmen, meistens von vollständig vergeistigten menschen, wie eremiten oder kierkegaard!"
B: "Ha ha, schönes beispiel. dieses zusammenleben war aber auch zweck- bzw. versorgungsmotiviert. diese versorgungsängste gibt es aber in dieser form nicht mehr und daher ist es nur normal, dass sich neue "lebensarten" entwickeln. und wenn man damit glücklich ist, warum nicht."
A: "Du glaubst also, dass C glücklich ist."
B: "Der ist mit sicherheit zu blöd, um sich darüber gedanken zu machen und daher ist er sicher weniger unglücklich als wir."
A: "Du kannst mir mit deiner intelligenz ja richtig leid tun. was musst du gestraft sein?!"
B: "Es heißt doch nicht umsonst: dumm fickt gut, und alles was damit zusammenhängt. jedenfalls denke ich wirklich, dass dümmere menschen glücklicher sind."
A: "Nur darfst du nicht vergessen, dass dümmere menschen gewöhnlich zu den sozial schwächeren zählen und daher noch ganz andere sorgen als wir haben. ich möchte jedenfalls nicht jeden tag dafür kämpfen müssen, morgen etwas zu essen zu haben."
B: "Da haben wir jetzt wieder ganz andere auffassungen von dummheit. wenn die menschen sich darum sorgen machen was zu essen zu haben, sind sie schon nicht mehr dumm. ich meine eher die idioten, die mittlerweile mit ihrer unbedarftheit fast in jeder fernsehsendung zu sehen sind."
A: "Dann solltest du eher von oberflächlichkeit reden und nicht von dummheit. und diese menschen leben gewöhnlich in beziehungen, wenn diese auch ständig wechseln, womit wir wieder beim thema wären."
B: "Touché! also sollten wir vielleicht mal darüber nachdenken, ob es für uns als "intelligente menschen" die richtige wahl war zusammenzuziehen?!"
A: "Idiot!"
B: "Na dann hab ichs ja doch richtig gemacht!"
 

 2 b continued